Die große Florian-Alt-Show und das folgende Desaster auf dem TT Circuit in Assen
Freudenschreie nach dem ersten Lauf der IDM Superbike auf dem TT Circuit Assen wurden durch blankes Entsetzen abgelöst. Dem Podiumsplatz von Florian Alt folgte der dritte technische Ausfall der Saison. Der Plan, den nun vierfachen Meister Markus Reiterberger noch einmal in diesem Jahr zu besiegen, bleibt dennoch bestehen.
Weil in Assen bereits der vierte Motor in der BMW M 1000 RR arbeitete, war Florian Alt schon von vornherein bestraft. Da im technischen Reglement nur drei Motoren obligatorisch festgesetzt sind, ging es für den 26-Jährigen automatisch auf den letzten Startplatz am Ende des Feldes, auch wenn er das Qualifying mit der zweitschnellsten Zeit abgeschlossen hatte.
Die Ansicht war ungewohnt, aber Alt konnte ihr noch etwas Positives abgewinnen. „Wir haben eine neue Elektronik von BMW erhalten, die wir gerade austesten. Und es ist ja auch eine Herausforderung, von ganz hinten angreifen zu müssen. Ich kann nicht sagen, dass ich keinen Bock darauf habe.“ Das Ziel war eindeutig ein Podiumsplatz.
Theoretisch gab es natürlich die Chance, das Fahrerfeld komplett von hinten zu aufzurollen, aber funktioniert das auch in der Praxis? Florian Alt belehrte alle Zweifler eines Besseren. An der Spitze tobte zwar der Kampf zwischen den Stars aus der Superbike-WM, aber die eigentliche Show lieferte Florian Alt. Bereits nach einer halben Runde war er in der Mitte des Feldes angelangt. Nun musste er weiter am Ball bleiben, denn der anfängliche Pulk fing an, sich auseinander zu ziehen. Alt robbte sich Zehntel für Zehntel weiter in Richtung Spitze. Kein anderer war so viele Runden im zweiten Qualifying gefahren wie er, das zahlte sich jetzt aus. Der Nümbrechter arbeitete wie eine Maschine. Schnell, exakt, effizient. Nach 15 Runden und insgesamt 68,325 Kilometern kam Florian Alt als Dritter über die Ziellinie. Er hatte es geschafft! Dass es am Ende wirklich dazu gereicht hat, war ein Kraftakt. „Assen war immer unsere Achillessehne, wir haben enorm daran gearbeitet“, meinte Florian Alt, „und jetzt haben wir auch den neuen Motor im Einsatz. In den letzten Rennen war ich gegen Markus Reiterberger chancenlos. Und der Plan ist, Reiti dieses Jahr noch einmal zu besiegen.“
Mit dem dritten Platz bremste Florian Alt den Bayern gleichzeitig erneut auf dem Weg zum vierten Titel in der Königsklasse ein. Nur Florian Alt als Zweiter der Gesamtwertung war noch in der Lage, den Triumph des Bayern hinauszuzögern. Er selbst hatte ihn mit dem fatalen technischen Ausfall bereits zum Saisonstart verloren.
Zur Krönung des Tages sollte in Assen ein weiterer Pokal die Wilbers-Box bereichern. Auf Grund des Reverse Grids, in dem die schnellsten Fahrer des ersten Laufes aus der dritten Startreihe losfahren, war für Alt der Weg von hinten bis zur Konkurrenz diesmal nicht ganz so weit. Er kämpfte wie ein Löwe, die Wiederholung aus dem ersten Lauf ließ sich erahnen - bis er in der fünften Runde völlig fassungslos im Kies parkte. Wieder hatte ihn ein technischer Defekt aus seiner Aufholjagd und seinen Ambitionen gerissen. Alt musste zusehen, wie Markus Reiterberger der nächste Sieg gelang, mit dem er sich auch den nächsten Titel sicherte.
Wer tief fällt, kann auch wieder aufstehen und noch stärker zurückkommen. „Es tut uns wahnsinnig leid für Flo, dass das Rennwochenende so ausgegangen ist“, meint Teamchef Benny Wilbers zu der Situation. „Das ganze Team hat sich das nach dem tollen ersten Rennen anders vorgestellt. Es ist natürlich bitter, dass es uns schon wieder erwischt hat. Wir geben trotzdem nicht auf und wollen noch einen Sieg.“ Am ersten September-Woche auf dem Red Bull Ring in Österreich kommt die nächste Chance.
IDM-Kalender 2022
06.05. – 08.05. Lausitzring
20.05. – 22.05. Oschersleben
24.06. – 26.06. Most (CZ)
22.07. – 24.07. Schleizer Dreieck
12.08. – 14.08. Assen (NL)
02.09. – 04.09. Red Bull Ring (A)
23.09. – 25.09. Hockenheim