Wilbers-BMW-Racing: Stolperfallen und Glücksmomente in Schleiz

IDM-Superbiker Florian Alt zeigte am vergangenen Wochenende auf dem Schleizer Dreieck eindrucksvoll, was sich aus einem Rennmotorrad von Wilbers-BMW-Racing herausholen lässt. Der 25-jährige Nordrhein-Westfale aus Nümbrecht brachte die BMW M 1000 RR trotz großer Stolpersteine aufs Podium in der IDM-Königsklasse. Teamkollege Marco Fetz nahm auf dem Basismodell BMW S 1000 RR sechs Punkte von Deutschlands ältester Naturrennstrecke mit nach Hause.

 

Reichlich 28.000 Zuschauer ließen sich das Spektakel in der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft nicht entgehen. In Schleiz wurde die erste IDM-Veranstaltung ohne Gesundheitsauflagen seit Beginn der Corona-Pandemie ausgetragen. Ohne Masken, ohne Testpflicht, aber mit viel Programm auf und neben der Strecke. Auf dem berühmten Buchhübel steppte auf den voll besetzten Tribünen der Bär. Florian Alt, der wegen seiner Verpflichtung in der Langstrecken-WM bei der letzten Veranstaltung in Most fehlte, war nun wieder dabei, und hatte im Qualifying mit Bestzeiten geglänzt. Theoretisch qualifizierte er sich für die erste Startreihe in der IDM Superbike 1000, doch die Praxis sah anders aus. Wegen eines technischen Verstoßes wurde der 1,89-Meter-Mann ans Ende des Feldes verwiesen.

 

Die Begründung: Beim letzten Test in Hockenheim war der Motor kaputt gegangen. Cheftechniker Burkhard Stember hatte den verplombten Antrieb daraufhin geöffnet, um für die Reparatur benötigte Ersatzteile bestellen zu können. In die BMW von Alt wurde der zweite von insgesamt drei der pro Saison erlaubten Motoren eingebaut. Die Vorgehensweise war ein Fehler. Laut Reglement muss der Defekt eines Motors gemeldet werden und die Öffnung erfolgt ausschließlich durch die IDM-Technik-Kommission. Weil das alles nicht stattfand, musste Alt zur Strafe das Feld von hinten aufrollen.

 

Cheftechniker Burkhard Stember war tief betroffen von dem Vorfall. Ausgerechnet ihm, dem „Mister Reglement“ im Wilbers-BMW-Racing Team war so ein bürokratischer Fehler passiert. Florian Alt nahm sich das nicht ganz so zu Herzen, sondern ließ in den beiden Superbike-Rennen Taten sprechen. Er rollte das Feld von hinten auf und schaffte in einer sensationellen Vorstellung den Sprint auf den vierten Platz. Alt wurde bejubelt wie ein Sieger. Weil sich die Startaufstellung für den zweiten Lauf nach dem erreichten Ergebnis im ersten Rennen richtet, stand „Flo“ nun mit ganz vorn. Trotzdem lief auch jetzt nicht alles glatt. Er wurde am Start von rechts und links eingeklemmt und für ihn ging der Lauf zuerst nach hinten los. Dann musste er im Gerangel notgedrungen in den Acker neben der Piste ausweichen und war Siebter, aber nach 18 Runden über 68,49 Kilometer stand er zum Schluss trotzdem auf dem Podest. „Flo“ hatte das scheinbar Unmögliche wahr werden lassen.

 

Wegen des verkorksten Saisonauftakts in Oschersleben und seinem Fehlen in Most ist er nicht mehr im Titelkampf beteiligt, glänzt dafür aber mit Einzelergebnissen. „Nächste Jahr sieht das anders aus. Da greifen wir an“, sagt Teamchef Benny Wilbers.

 

Auch Team-Junior Marco Fetz durfte unter der Sonne auf dem Schleizer Dreieck etliche Autogrammwünsche erfüllen. In den Rennen zeigte sich der 21-jährige Bayer aus Kleinbreitenbronn aber verhalten. Mehr als P14 im ersten Lauf und P12 war auf der extrem schwierigen Strecke nicht drin. Vom 13. bis 15. August 2021 wird auf dem TT Circuit Assen neu Anlauf genommen.

 

Fotos von Felix Wiessmann / Crumbdesign